Geschichte

 

Vorab zum Verständnis

Der Begriff "Schwedenmauser" stammt nicht aus der Zeit, in der die Waffe in der schwedischen Armee im Einsatz war. Es ist quasi ein Kunstbegriff, den irgendein Sammler oder Sportschütze in Deutschland mal "erfunden" hat, und der sich dann im Sprachgebrauch nach und nach durchgesetzt hat. Auch im englischsprachigem Raum redet man durchgängig vom "swedish mauser". Wer da vom wem abgeguckt hat, das wird wohl ein Geheimnis bleiben :-)

Richtigerweise heißt die Bezeichnung "6.5 mm Gevär m/96" , oder in der deutschen Übersetzung "Infanteriegewehr m/96", wobei das "m" für "Modell" und die Zahl für die letzten beiden Ziffern des Entwicklungsjahres stehen (z.B. 96 = 1896).

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Wie die Bezeichnung des Gewehrs m/96 bereits vermuten lässt, geht die Entwicklung bis in die letzten Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Damals forderte die schwedische Armee ein modernes Infanteriegewehr. Die Entscheidung fiel letztendlich zu Gunsten der deutschen Mauserwerke Oberndorf am Neckar, die beginnend mit dem Jahr 1896 bis zum Jahre 1900 rund 57.000 Gewehre des neuen m/96 im leistungsstarken Kaliber 6,5 x 55 mm an die schwedische Armee auslieferte.

Für Mauser war dies natürlich ein gewaltiger Großauftrag. Für die Produktion wurde extra ein Fabrikgebäude errichtet, das den Namen "Schwedenbau" bekam, und noch heute das Heimat- und das Waffenmuseum beheimatet.

Im Anschluss an die Mauser-Produktion wurde die Produktion ins eigene Land nach Schweden verlagert. Die Werke Carl Gustafs Stads Gevärsfaktori in Eskilstuna (1898 - 1927) und - nach einer Pause von 14 Jahren - ab 1941 Husqvarna Vapenfabriks AB in Huskvarna produzierten in Lizenz das m/96 in beachtlichen Stückzahlen.

 Hersteller

 Produktionsjahre

 Bekannte Seriennummern

 Mauser Oberndorf

 1899 - 1900

 000234 - 059652

 Carl Gustafs Stads

 1898 - 1925

 000022 - 517277

 Husqvarna

 1941 - 1944

 361990 - 702696

Die Produktion bei Carl Gustafs Stads endete offiziell im Jahre 1925. Dennoch finden sich vereinzelnd auch Gewehre, dessen Systemhülsen die Baujahre 1927, 1932 oder 1948 aufweisen.

Die Angaben stützen sich auf die Recherche in den folgenden Quellen:

  • Internetseite: House of Karlina (http://dutchman.rebooty.com/index.html) - Hinweis: die Seite öffnet sich in einem neuen Fenster
  • Buch: "Die leichten schwedischen Infanteriegewehre - Armee und Heimatwehr" (siehe "Links & Empfehlungen")
  • Buch: "Crown Jewels - The Mauser in Sweden" (siehe "Links & Empfehlungen")
  • sowie privater Quellen der Leser dieser Seite

Die produzierten Stückzahlen sind nicht ganz eindeutig. Die Gothia Army Historical Society spricht von

  • 40.000 Mauser-Fertigung
  • 475.000 Carl Gustafs Stads
  • 20.000 Husqvarna

= rund 535.000 Gewehre 

Der Grund für die Wiederaufnahme der Produktion bei Husqvarna liegt beim II.Weltkrieg. Da man auch in Schweden trotz der neutralen Haltung mit einem Einmarsch rechnen musste, wurde die Frivilligia Skytterörelsen, die schwedische Heimatwehr, waffentechnisch aufgerüstet. Im Verteidigungsfall hätten dann einige Tausend bewaffnete Zivilisten das Militär spontan unterstützen können.

Viele dieser Gewehre waren durch die neutrale Haltung der Schweden in den beiden Weltkriegen nie im Kriegseinsatz. Sie dienten in der Heimatwehr oder wanderten einfach ins Depot. Das kann man für uns Sportschützen natürlich als Glück bezeichnen, denn wenngleich der Markt langsam merklich schrumpft, so bestehen nach wie vor gute Chancen, eine dieser präzisen Waffen in tadellosem Zustand erwerben zu können.

Die bisherigen Informationen sind eigentlich mit ein wenig Rechercheaufwand über das Internet und Literaur relativ leicht zu finden. Vielen schwedenmauser-begeisterten Schützen und Sammlern wird dies jedoch nicht genug sein. In den weiteren Kapiteln zu den Seriennummern, den Abnahmeinspektoren und der sonderbaren Messingplakette am Schaft werden Sie mehr über die Waffe herauszufinden, die in aller Regel deutlich älter ist, als Sie selbst.